Die Lesung – eine (un)mögliche Aufgabe II
Meine Mitbewohnerin liegt mir seid Tagen in den Ohren: „Schreib doch endlich deinen Messebericht!“ Ich verstehe gar nicht, warum sie das so dringend möchte. Schließlich war sie mit mir zusammen auf der BuCon in Dreieich. Überraschen dürfte sie der Inhalt also nicht. Ich selbst finde Messeberichte auch gar nicht so spannend. Hab den getroffen, war an diesem Stand, die Leute waren wirklich nett. Deswegen habe ich mich entschieden, lieber über das Thema „Lesung“ zu schreiben. Davon hatte die BuCon nämlich einige zu bieten.
Gleich mal vorneweg: die meisten waren gut und einige sogar richtig super. Aber, und das ist jetzt ein großes aber, ich war über 30 Minuten in der schlimmsten Lesung meines Lebens gefangen. Ihr werdet jetzt anmerken, dass eine halbe Stunde gar nicht so lange ist. Das stimmt nur, wenn man Spaß hat. Die BuCon ist leider nicht groß und die Lesungen finden in verschiedenen Räumen statt, aus denen man nicht einfach verschwinden kann, ohne dabei aufzufallen. Außerdem wollte ich bei diesem Verlagspanel unbedingt noch den letzten Autoren hören. Das hat sich auch wirklich gelohnt. Nur der Weg dahin war schwierig…
Ganz vorbildlich habe ich während jeder Lesung mitgeschrieben. Kurze Notizen. Zum Beispiel, ob mir der Stil gefallen hat, der Autor gut oder annehmbar gelesen hat und ob ich mir das Buch kaufen will oder nicht. Bei dieser Lesung habe ich mehr Platz gebraucht. Um euch an meinen 30 Minuten Langeweile/Schrecken teilhaben zu lassen, hier die Abschrift aus meinem Notizbuch.
- Eine abgeschirmte Zivilisation nach Atomkrieg. Könnte spannend werden.
- Liest naja… also eher nicht gut
- (Kommentar von meiner Mitbewohnerin im Notizbuch) „Langweilig!“
- Viel Technik Blabla, kann aber auch sein, dass ich abgeschweift bin
- Hoffentlich ist die Lesung bald aus…
- Aber die bayerische Sprachfärbung der Autorin ist irgendwie niedlich
- Sabi neben mir spielt gerade lieber ein Handyspiel
- Ach nein, sie benutzt ihre App für Hunde
- Ich überlege mir gerade, ob… OH HALT! Die Autorin redet über Babys. Babys sind süß. Ich liebe Babys.
- Oh nein, sie quälen Babys! Wie unmenschlich.
- Ich sollte etwas anderes machen. Warum bin ich überhaupt hier?
- Hoffentlich klaut sie (die Protagonistin) die Babys.
- Menschen verlassen den Raum, dabei wird der Vortrag gerade irgendwie spannend.
- Lieder liest sie weiterhin nicht gut -> Spannung weg.
- Sabi grinst gemein. Über die Autorin. Sie reibt sich die Nase. Vor Kopfschmerzen?
- Zitat aus dem Roman: „Was haben diese Menschen getan, dass sie das verdient haben?“ Das frage ich mich auch. Über uns!
- Phuuuu…. Ende!
Meiner Meinung nach ist die Autorin in alle Fettnäpfchen getreten, die man finden kann. Ihr Vortrag war hölzern und nicht gut gelesen, ohne viel Emotion. Sie hat sich Stellen herausgesucht, die unendlich langatmig und langweilig waren und im Vergleich zu ihren Verlagskollegen hat sie deutlich länger gelesen. Ich kann nachvollziehen, dass die Autorin den Lesern ihre Welt vorstellen wollte, bevor sie in die Geschichte abtaucht, aber das ging leider nach hinten los. Was ein bisschen schade ist, denn ich glaube, dass sie eigentlich einen guten Roman im Angebot hätte. Nach dieser Lesung werde ich mir den aber nicht kaufen.
Die Stimmung danach war ganz anders. Der letzte Vortrag war hervorragend und ziemlich fesselnd. Der davor war auch besser. Fröhlich und humorvoll. Vielleicht sollte die Autorin sich vor der nächsten Lesung Tipps bei den Kollegen holen.
Das war so ziemlich der Eindruck, den ich von der Messe mitgenommen habe. Viele spannende Geschichten wurden erzählt und ich freue mich schon darauf, in einige davon weiter abzutauchen.