Rezension

Ailcos Fluch

„Ailcos Fluch“ von Kai Kemnitz, erschienen im Self-Publishing.

 

Um was geht’s?

Ailco war eigentlich ein gut bezahlter Stadtwächter. Leider fing er an, die herrschende Klasse zu bestehlen. Für ihn blieb nach der Entdeckung seiner Straftat nur die Entscheidung: Ein Gefängnisaufenthalt von mehreren Jahren, verbunden mit Zwangsarbeit, oder lebenslänglich in der Gefängnisstadt Kal Hadun. Er entschied sich für die Stadt und musste bald erkennen, dass in ihm langsam aber sicher eine Dunkelheit erwacht, die er nicht kontrollieren kann. Wie geht er damit um, wenn dadurch seine neu gewonnenen Freunde in tödliche Gefahr geraten? Wie wird er den Fluch nur wieder los?

Was gibt’s dazu zu sagen?

Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar in einer Leserunde auf Lovelybooks gewonnen.

Aha! Du bist also voreingenommen! Das ist jetzt sicher Werbung!

Nein, das bin ich nicht. Ich behandele das Buch wie jedes andere auch.

Wie war’s denn jetzt?

Der Roman basiert auf dem Pen & Paper Fantasyrollenspiel „Samyra“. Wer jetzt nicht weiß was das ist: Keine Sorge, für den Roman braucht man keine Vorkenntnisse. Ich wollte das nur erwähnen, weil der Autor auch für das Rollenspiel verantwortlich ist und schon im Vorhinein eine komplette Welt mit unterschiedlichen Rassen, Kulturen und einem Wirtschaftssystem geschaffen hat. Das finde ich bemerkenswert. In dem Projekt steckten schon vor dem Buch viel Arbeit und Energie.

Wenn du das so betonst, war das Buch sicher schlecht.

Nein, der Roman war auf keinen Fall schlecht. Zu wirklich gut fehlt aber leider noch ein bisschen.

Der Stil hat mir schon am Anfang gefallen. Es gab aber noch ein paar Probleme, wie Wiederholungen, die man hätte überarbeiten können. In den ersten Kapiteln nennt zum Beispiel der Protagonist die Gefängnisstadt etliche Male „Dreckloch“. Das war dann ein bisschen nervig. Der Stil wurde aber zunehmend besser. Später sind mir solche „Patzer“ nicht mehr augefallen.

Man merkt außerdem, dass Kai Kemnitz Rollenspielerfahrung hat. Die Handlung war durchweg spannend und aufgebaut wie ein klassisches Abendteuer. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen. Auch die Kämpfe waren sehr gut dargestellt. Das liegt sicher daran, dass bei Pen & Paper rundenbasiert gespielt wird. So gab es kein großes Durcheinander, sondern für den Leser überschaubare Kämpfe, die gut ausgearbeitet waren. Generell kam die Action bei „Ailcos Fluch“ nie zu kurz.

All diese Punkte machen den Roman spannend. Damit hätte er eigentlich die Grundlage für 5 Ananas….

Eigentlich?

Eigentlich, wenn die Charaktere über weite Teile nicht ganz so flach wären und nicht alle Personen so unglaublich nett….

Halt! Stopp! Ständig liegst du mir damit in den Ohren, dass du nette Leute magst und auf einmal verteilst du dafür Minuspunkte??

Es ist doch so: Ein Protagonist fällt auf, wenn er in einer Welt, die furchtbar und schrecklich ist, Gutes tut. Wenn er nett zu anderen ist, während das normalerweise nicht üblich ist. Sind aber alle gut und nett, dann wirkt das einfach nicht mehr. Außerdem wird die Gruppe überhaupt nicht gefordert, wenn es keine Reibungs- oder Spannungspunkte gibt. Wenn einem jeder hilft, dem man über den Weg läuft, gibt es keine Herausforderungen. Dabei hätte es gute Ansätze gegeben.

Außerdem lernt man die Figuren nicht wirklich kennen. Es findet auch (abgesehen vom Schluss) wenig Entwicklung statt. Nur einem Charakter ist das vergönnt und den liebe ich deswegen auch. Erst im Epilog passiert das auch bei anderen Figuren. Da habe ich dem Autor dann auch zum ersten Mal Gefühle so richtig abgenommen. Bei der Liebesgeschichte, die sich in der Gruppe anbahnt, war das nämlich nicht immer so. Sie kam übereilt und wirkte nicht ganz echt. Im Epilog hat mich Kai Kemnitz dann aber noch mal überrascht.

Für die Fortsetzung würde ich mir wünschen, dass der Autor an der Charakterentwicklung arbeitet, nicht alle so unglaublich nett sein lässt und die Handlung wieder so toll ausarbeitet. Dann wird das sicher ein guter Roman.

Wann ist das was für mich?

Das Buch ist was für dich, wenn du sowieso schon alle 73 Bände zu „Das schwarze Auge“ besitzt. Außerdem solltest du das Buch lesen, wenn du auf Action stehst und gute Kämpfe der Charakterentwicklung vorziehst.

Gibt’s noch ein Fazit mit so einem Bewertungssystem?

Gute Action und super Handlung mit schwächelnden Charakteren in einer zu netten Umgebung.

Deswegen:

 

 

3,5 von 5 Ananas

 

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