Rezension

Berlin – Rostiges Herz

„Berlin – Rostiges Herz“ von Sarah Stoffers, erschienen im Amrûn Verlag.

 

 

Um was geht’s?

Mathilda ist Erfinderin und liebt Rosa. Fidelio ist Zauberer und liebt ebenfalls Rosa. In einer Stadt, die brodelt und kurz vor einem Kampf der beiden Fraktionen steht, ist das ein Problem. Vor allem, als auf der Party des Jahres ein Mord geschieht.

Was gibt’s dazu zu sagen?

Bei „Berlin – Rostiges Herz“ handelt es sich um einen Krimi. Das sollte man wissen. Mir war das vorher nicht bewusst. Im Klappentext soll natürlich nichts verraten werden, deswegen habe ich die Zusammenfassung auch knapp gehalten. Aber ich als Leser habe einen Steam-Punk-Abenteuer-Full-Action-Roman erwartet und nicht bekommen. Das hat mir den Einstieg ein bisschen schwer gemacht.

Was, keine Action? Warum soll ich das dann lesen?

Doch, Action gibt es schon, aber wie in einem „normalen“ Krimi wird eben ermittelt. Das macht den Anfang langsamer. Ich will jetzt nicht von Längen sprechen, aber es dauert eben. Außerdem führt uns die Autorin in eine postapokalyptische Welt ein. Auch das nimmt Zeit in Anspruch. Wenn man sich darauf einlässt, lohnt es sich aber wirklich! Versprochen!

Bisher höre ich nur: LANGWEILIG!

Absolut nicht! Wovon ich nämlich sofort begeistert war, ist Sarah Stoffers Stil. Der ist so gut, dass der Roman gar nicht langweilig sein kann. Sie schreibt intelligent und abwechslungsreich. Das ist bei kleinen Verlagen jetzt eher ungewöhnlich und hat mich positiv überrascht. Durch das Interview mit ihr weiß ich natürlich, dass sie eine erfahrene Schriftstellerin ist und auch schon vorher etwas veröffentlicht hat. Das merkt man dem Buch einfach an. Hier war jemand am Werk, der Schreiben kann.

Aber hilft das, wenn das Buch langweilig ist???

Hör doch endlich auf mit damit. Das ist nicht so. Dafür sind schon die Figuren zu gut. Nehmen wir zum Beispiel Mathilda. Sie ist homosexuell, stark und alles andere als langweilig. Fidelio dagegen ist ein Schnösel und ganz schön selbstbezogen. Das ergibt eine tolle Mischung. Außerdem wächst einem Fidelio noch ans Herz, weil die Autorin uns hinter seine Arroganz schauen lässt.

Was ich an Sarah Stoffers Welt so schön finde ist übrigens, dass Mathilda ganz selbstverständlich auf Frauen stehen darf, ohne dass es jemanden stört.

Lesben sind normal? Wann ist das passiert?

Irgendwas muss die Gesellschaft nach dem Untergang ja richtig gemacht haben. Was auch schön ist, dass die Hautfarbe keine Rolle spielt. Das heißt jetzt nicht, dass die Welt keine Probleme mehr hat, schließlich gibt es immer noch Fraktionen, die im Streit liegen. Aber Rasse und Sexualität sind egal geworden. Das macht mir Hoffnung.

Du glaubst doch nicht, dass wir irgendwas aus einem Roman lernen…

Wahrscheinlich nicht, aber die Autorin schafft es, dass man sich Teile der neuen Welt einfach wünscht. Und da kommen wir fast zum wichtigsten Aspekt für mich: starke Frauen. Letzte Woche habe ich mich ja beschwert, dass es im Roman nur eine Frau gibt. Hier ist das ganz anders! Ich bin so begeistert, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Frauen spielen in dem Roman einfach eine wichtige Rolle. Sie haben Status und Charakter. Bei jeder Figur habe ich übrigens das Gefühl, man könnte das Geschlecht einfach austauschen und das Buch würde immer noch funktionieren. Das erwarte ich von modernen Autoren. Und Sarah Stoffers macht das wirklich gut.

Aber die Story ist lahm, oder?

Ich hätte nie mit dir über den langsamen Einstieg reden sollen… Die Story ist nicht lahm. Im Gegenteil. Die Protagonistin erzählt an einer Stelle zum Beispiel über ihre Zeit im Gefängnis der Geheimpolizei. Wenn ich daran denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Das schafft die Autorin übrigens ohne viel Blut und mit einer Menge Andeutungen die ziemlich viel Beklemmung verursachen.

Ich hoffe auf eine Fortsetzung, die ein bisschen schneller startet und voll mit den tollen Actionszenen ist, die die Autorin so gut schreiben kann.

Wann ist das was für mich?

Das Buch ist was für dich, wenn du dich schon immer gefragt hast, wer in einem epischen Kampf gewinnt: Harry Potter oder Daniel Düsentrieb. Außerdem solltest du das Buch lesen, wenn du auf einen guten Krimi stehst, der in einer postapokalyptischen Welt spielt.

Gibt’s noch ein Fazit mit so einem Bewertungssystem?

Spannender Steampunk-Krimi mit starken Frauen in einer postapokalyptischen Welt.

Deswegen

5 von 5 Ananas

2 Kommentare

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