Rezension

Hexenherz – Glühender Hass

„Hexenherz – Glühender Hass“ von Monika Loerchner, erschienen beim Acabus Verlag.

 

Worum geht’s?

Der Roman ist der zweite Band der „Hexenherz“-Reihe.

Kolja wohnt seit über zwei Jahren bei Helena, die durch die Goldene Frau ihre Zauberkraft verloren hat. Eigentlich könnte er zufrieden sein, fühlt er sich bei seiner Mama doch wohl und geborgen. Trotzdem lässt ihn das Schicksal seines Vaters nicht los. Und auch sein veränderter Status, in einer Welt, in der er als Junge nicht viel gilt, macht ihm zu schaffen. Deswegen beschließt Kolja die Sicherheit seiner neuen Familie zu verlassen und verkleidet als Frau nach seinem Vater zu suchen.

Was gibt’s dazu zu sagen?

Ich habe mich schon lange auf den zweiten Band von Monika Loerchner gefreut. Die Welt, in der die Frauen das Sagen haben, hat mir richtig gut gefallen. Auch die veränderten geschichtlichen Ereignisse im ersten Band fand ich super. Es macht einfach sehr viel Spaß über ein fiktives Deutschland in einem Matriarchat zu lesen. Gerade wenn Helena und ihre Freundinnen in einem Gasthaus sitzen und die Frauen im Raum den Kellner belästigen, hatte ich viel Freude beim Lesen.

Du stehst also auf sexuelle Belästigung?

Als Frau habe ich das schon oft genug erlebt. Aus der anderen Richtung ist das für mich einfach mal erfrischend. Im zweiten Band muss Kolja, der zum Protagonisten wird, erfahren was das bedeutet. In seinem ursprünglichen Heimatland hätte er eigentlich das zukünftige Familienoberhaupt werden sollen. Im goldenen Reich ist er nur der Sohn einer Hexe, die in Ungnade gefallen ist. Keine guten Ausgangsbedingungen.

Wir dürfen Koljas Weg in die Hauptstadt begleiten. Es darf auf keinen Fall auffallen, dass er in Wirklichkeit ein Junge ist. Das führt zu sehr schwierigen und auch gefährlichen Situationen.

Nebenher gibt es noch einen anderen Handlungsstrang, der von einer Frau erzählt, die im Großen Moldawischen Reich lebt. Das Leben dort ist das genaue Gegenteil vom Goldenen Reich. Frauen sind nur als Mütter zu gebrauchen. Dieser Erzählstrang bietet einen schönen Kontrast zu Koljas Abenteuer.

Auch in diesem Band ist mir wieder aufgefallen, wie viele Begriffe und Redewendungen in unserer Sprache männlich geprägt sind. So macht Monika Loerchner aus dem allgemeinen Tenor einfach mal einen Sopran. Ständig musste ich stocken und Sätze neu lesen. Die Autorin hat sich wirklich Gedanken über Sprachentwicklung gemacht. Und die Mühe dabei hat sich wirklich gelohnt. Ihre Welt wird dadurch nämlich viel realistischer.

Kolja ist doch ein Jugendlicher, oder? Teeniekram lässt grüßen. Wohl mit riesen Liebesgeschichte…

Kolja ist ein Jugendlicher, aber dieser Roman ist zu 98% Liebesgeschichten frei! Kurz wird Helenas Vergangenheit aufgewärmt, als gleich am Anfang Rebellen auftauchen, aber das wars dann.

Trotzdem geht es in dem Buch viel über Liebe. Das ist nämlich die Stärke von Monika Loerchner: Die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Schon im ersten Roman dachte ich an einer Stelle: „Wow. Sie hat genau das Gefühl beschrieben, dass ich auch kenne.“ Sie trifft es einfach auf den Punkt. Das ist in Band zwei nicht anders. Die Gefühlswelt von Kolja ist sehr nachvollziehbar und intensiv. Mir als Leserin gefällt das besonders gut. Das macht ihre Figuren authentisch. Nicht nur Kolja, sondern auch die Personen, denen er begegnet. Niemand wirkt aufgesetzt oder künstlich. Mein Lieblingsnebencharakter ist die alte Bluthexe. Gerissen und geldgierig, aber mit einem gewissen Ehrgefühl unter Gaunern. Sie hätte eine größere Rolle verdient. Vielleicht im nächsten Band.

Noch ein Band? Welcher war denn bisher besser?

Mir hat der zweite Band noch besser gefallen als der erste. Ich war bei „Hexenherz – Eisiger Zorn“ ja schon von der innovativen Idee begeistert. Ich mochte Helena zwar, aber habe mich über den Wechsel zu Kolja in Teil zwei sehr gefreut. Er ist mir einfach gleich von Anfang an ans Herz gewachsen.

Was ich mir, wie schon bei Teil eins, noch wünschen würde: Ein bisschen mehr Action. Nicht falsch verstehen, der Roman ist nicht langweilig, aber es könnte an gewissen Stellen noch knapper sein.

Wann ist das was für mich?

Das Buch ist was für dich, wenn du deinen Ehemann regelmäßig zu Hause einsperrst, weil er sich ja sonst doch nur mit den anderen Männern zum Tratschen trifft. Zu nichts zu gebrauchen, ehrlich. Außerdem solltest du das Buch lesen, wenn du auf tragische Familiengeschichten stehst.

Gibt’s noch ein Fazit mit so einem Bewertungssystem?

Coming of age Roman in einer matriarchalischen Welt mit viel Gefühl für die Familie.

Deswegen:

4 von 5 Ananas

(Ich hebe mir die fünfte Ananas für Band 3 auf!)

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar zu Marysol Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert